Reitbare Seniorenpferde

Im Leben eines Pferdes gibt es rassetypisch unterschiedliche Phasen in der Physis und der Psyche. In jeder Lebensphase
eines Pferdes ändert sich auch die Sattellage und es kann passieren, dass der Sattel aufgrund verschiedener Umstände nicht mehr passt. 

Hardy Schenck schildert seine Erfahrungen mit Pferdesenioren und wie man auch im Alter die Sattelpassform optimal gestalten kann. Wie bei jedem Lebewesen bildet sich im Alter auch beim Pferd die Muskulatur zurück. Mit Auswirkung auf die Sattellage sind das zum einen die Muskeln, auf denen der Sattel aufliegt,der Musculustrapezius und die darunter liegenden Muskeln sowie der Musculus longissimus dorsi, der lange Rückenmuskel. Noch wichtiger für die Form der Sattellage sind die Ausprägung der Schulter, der Rumpf-Trageapparat und die Bauchmuskulatur.

Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, das Pferd bekommt mehr Widerrist, eine – im Wesentlichen vorne – steiler gewinkelte Sattellage
und der Rücken tendiert zum Senkrücken: Die seitliche Bauchmuskultur, die Brustmuskulatur schwinden und lassen den Rücken regelrecht „absacken“ . Veränderungen im Alter können je nach Haltungsbedingungen fast unmerklich, jedoch auch oft recht schnell fortschreiten.

Reitbare Seniorenpferde

Was tun?

  • Im Idealfall wird ein neuer, passender Sattel angeschafft. Wenn man jedoch in Anbetracht des Alters oder der zu erwartenden kurzen Nutzungsdauer des Pferdes diese Investition scheut kann man versuchen,sich anderweitig zu behelfen, etwa mit speziellen Pads. Denn: Auch ein neuer Sattel kann nicht immer auf Dauer an die deutlichen Veränderungen im Bereich des Rückens angepasst werden.
  • Bei Holzbäumen ist es sehr aufwändig und selten zu empfehlen,dieWinkelung der Fork zu verändern.Bei den Flex-Bäumen, mit denen Hartmut Schenck gute Erfahrungen macht, ist eine Änderung oder sogar ein Austausch der Fork durchaus machbar. Die Winkelung des Sattels mit Einlagen im Pad minimal zu korrigieren ist leider nur sehr eingeschränkt in seltenen Fällen möglich.
  • Der Schwung (Rock) des Sattels ist einfacher zu korrigieren. Wenn der Rücken sich zunehmend absenkt,wird bei Flexbäumen der Baum selbst verändert.Bei Holzbäumen kann zwischen den Bars und dem Skirtingleder Filz oder Leder eingefügt werden. Bei manchen Korrektur-Pads – etwa Lammfellpads mit möglichst durchgehenden Taschen – kann man zusätzlich zu den normalen Einlagen sogenannte Zusatz-„Push-Ups“ einsetzten. Ein unterschiedlich dicker weicher Schaumstoff hat sich hier bewährt.
  • Die gleichzeitige Absenkung des Rückens in Verbindung mit dem steiler gewinkelten, abfallenden Brustkorb erfordert jedoch ganz sicher einen neuen Sattel

Kontrolle ist schwierig

Das große Problem ist die Kontrolle, ob die Korrektur Pferd und Reiter angenehm ist. Optimal ist eine Überprüfung mittels Computerdruckmessung oder des Impression-Padsin der Bewegung. Nurso ist die Frage,wie das Pferd den Rücken unter dem Reiter in der Bewegung hält, zu beantworten. Auch recht alte, gut gerittene Pferde bringen den Rücken unter dem Reiter noch mit deutlicher Aufwölbung zum Tragen.

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